Way of Innovation: „Hype Cycle“ und die 5 Phasen der Aufmerksamkeit

Innovative Hype-Themen werden schon sehr für durch Medien angeheizt. Meist geht es um sogenannte disruptive Geschäftsmodelle, die alte Geschäftsmodelle früh für „tot“ erklären und das Ende einer Ära voraussagen. Oft stimmt es – man muss nur über den großen Teich zu Elon Musk schauen, um zu sehen, welche Branchen vom Kopf auf den Fuß gestellt werden. Aber nichts desto trotzt gibt es zum Teil eine große Differenz zwischen Realität und mediale Berichterstattungen. Ein berühmtes Beispiel ist die KI – über das Phänomen, dass Vorstellung und der Stand heutiger Lösungen nicht ganz übereinkommen. Hierzu empfehle ich den Vortrag von Reinhard Karger, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, auf unserem letzten UX-Day: http://ux-day.de/konferenz-2017_reinhard-karger/

Der sogenannte „Hype Cycle“ hilft uns, die Beobachtungen besser zu begreifen 

Hype Cycle, Gartner 2016
Hype Cycle, Gartner 2016

Wir sehen auf diesem Schaubild die fünf Phasen der Aufmerksamkeit und Erwartungen, die eine Innovation normalerweise durchläuft, bevor sie sich auf dem Markt auf den Prüfstand gestellt wird – hopp oder flopp.

Phase 1: Ich habe eine super Idee – Innovation Trigger

Etwas Neues wird bekanntgegeben. Wir reden an dieser Stelle von einer Vorstellung, eine Vision. Es besteht vielleicht ein Prototyp, aber noch lange kein fertiges Produkt. So versuchte sich auch VW an vielen Prototypen: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/vw-prototypen-auto-ideen-die-nie-in-serie-gingen-a-1035819.html

Phase 2: Vielleicht habe ich etwas übertrieben? – Peak of Inflated Expectations

„Große dinge werfen ihren Schatten voraus“ – scheinbar. In dieser Phase wird es leicht religiös. Im Bereich der KI wurden schon Terminatoren und iRobots für jede Armee und jeden Haushalt vorausgesagt. Die Medien überschlagen sich meist mit großen Visionen. Hier ein Beispiel zum Thema „Künstliche Intelligenz“ (unten) und Augmented Reality (oben):

AR-super Weltuntergang-durch-kiIn dieser Phase werden die Business-Angels und Entscheider in Unternehmen auf das Thema aufmerksam. Sie sehen fantastische Visionen oder düstere Vorhersagen. Dies führt häufig zu Investments und Budgetverschiebungen. Berater oder Agenturen wie kuehlhaus werden darauf angesprochen, um Meinung gebeten. Man solle doch einmal einen Prototypen bauen zu dem Thema.

 

Phase 3: Naja, ist ja jetzt nicht so wie ich gedacht habe. – Through of Disillusionment

Diese Phase habe ich schon oft erlebt – persönlich und mit dem Kunden. Man hat sich gemeinsam ergebnisoffen an etwas Neues herangetastet, bereits wissend, dass es vielleicht nicht so funktioniert. Letzten Endes ist man Mensch und enttäuscht, wenn schon der Prototyp von der eigenen Vorstellung abweicht. So geht es auch in der Presse – man wendet sich ab. So war es bei der Sprachtechnologie Jahre lang. Als Siri von Apple am 9. September 2014 angekündigt wurde waren die Vorstellungen andere als die Realität wenig später darlegte. Vieles ging nicht.

 

Phase 4: Pfad der Erleuchtung

Hat man die Technologie erst einmal richtig eingeschätzt, sich von verrückten Zukunftsvisionen befreit, siegt der Pragmatismus. Die Frage „Was können wir damit denn sonst machen“ gerät in den Vordergrund. An dieser Stelle beginnt die Arbeit mit unseren Kunden richtig Spaß zu machen. Sie steigert sich zu Phase 5.

Phase 5: Plateau der Produktivität

Hat man den Design-Thinking-Prozess, also nutzerzentrierte Ideen- und Prototypen-Entwicklung hin zum Produkt, durchlebt, die Technologie realistisch eingeschätzt, kommt es zum konkreten Business-Modell. Zielgruppe und eigene Ansprüche halten sich die Waage. Die Innovation überstrahlt die Marke, die Lösung fasziniert.

Das Sprachtechnologie-Beispiel

Zu meiner Zeit am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz gewann ich entscheidende Einblicke in die Arbeiten des Language Technology Lab (https://www.dfki.de/lt/). Die entwickelten Prototypen waren beeindruckend, die Technik jedoch noch nicht ausgereift aber dem mooreschen Gesetzt unterlegen. So konnte ich mich jährlich über bessere Prototypen freuen und wusste Mitte der 2000er-Jahre, dass Sprachtechnologie einer der wesentlichen User-Interfaces zu Inhalten wird – sei es schriftlich oder gesprochen. Es entstanden in Phase 2 Firmen wie SemVox 2008 (https://www.semvox.de). Es wurden also Business-Modelle bereits erarbeitet. Aber was geschah zu Beginn? Die Nachfrage im Massenmarkt war gering. Die Vision war da, die Technologie trotz unserem Herrn Moore noch zu langsam, die realen Ergebnisse ernüchternd. Wir waren ganz klar in Phase 3 bis 2014. Seitdem hat sich etwas geändert – wir waren in Phase 4. Die Technologie war da, Datenströme flossen schneller, Speicher und Prozessoren waren günstig genug. Das Ergebnis: Performanz. Siri ist auf dem iPhone, Alexa im Wohnzimmer, Cortana auf einem Windows-Rechner. Dieses Jahr, 2018, ist es soweit.

Der pragmatische Way of Innovation

Letztes Jahr haben wir bei kuehlhaus unseren ersten PoC mit Schiesser gebaut (https://www.youtube.com/watch?v=pWJMpcyJrZE&t=1s) – mittlerweile haben wir im Bereich Voice einen Kundenstamm. Wir sind aufgestellt – wir können über konkrete Lösungen sprechen und diese umsetzen. Willkommen in Phase 5

 

Ratschlag: Neue Ideen immer feiern, Trends mit Neugier beobachten und spielerisch dabei sein, aber zum richtigen Zeitpunkt pragmatisch zuschlagen. Heißt im Klartext: Seit bei den ersten Phasen dabei und experimentiert mit Neugier und Spaß – steht zur vierten Phase mit einem Werkzeugkasten zur Verfügung – erntet in der fünften Phase den Erfolg.